Hallo ihr Lieben, schön, dass Ihr Euch wieder so zahlreich versammelt habt.

Willkommen, liebe Podcast-Hörer, zu einer Reise in die Welt der NVA – der Nationalen Volksarmee der DDR! Stellt euch vor: Es ist kalt, es gibt kaum Bananen, und du musst 18 Monate deines Lebens damit verbringen, in einer Uniform herumzulaufen, die aussieht, als hätte sie deine Oma in den 50ern genäht. Aber hey, immerhin warst du Teil des mächtigen Warschauer Pakts, dem Gegenpol zur NATO! Klingt spannend? Oh ja, das war es – auf eine ganz eigene, DDR-typische Art.

Die NVA – Die Truppe, die die NATO das Fürchten lehren sollte (aber meistens im Gleichschritt marschierte)

Stell dir vor, du lebst in einem Land, das von einer Mauer umgeben ist, und auf der anderen Seite steht der Klassenfeind – bereit, jederzeit den Sozialismus zu unterwandern. Was braucht man da? Genau: Eine schlagkräftige, stahlharte, immer kampfbereite Armee! Und zack, da war sie – die Nationale Volksarmee (NVA), das militärische Prunkstück der DDR und offizieller Gegenpol zur NATO im Warschauer Pakt.

Während sich der Westen mit der NATO ein gemütliches Militärbündnis mit McDonald's und Marlboro leistete, hatte der Osten den Warschauer Pakt – ein Club für sozialistische Streitkräfte mit strengen Regeln und wenig Raum für Individualität. Die DDR war als Frontstaat natürlich besonders wichtig. Offiziell war die NVA die Verteidigungsarmee der Republik, inoffiziell aber eher eine Armee, die darauf trainiert wurde, im Ernstfall gen Westen zu marschieren. Falls der Befehl je gekommen wäre, hätten also DDR-Soldaten vermutlich vor dem ersten amerikanischen Dinner-Burger gestanden, bevor irgendjemand „Intershop“ hätte sagen können.

Die NVA war nicht irgendeine Armee. Nein, sie war der stolze Arm der DDR im Warschauer Pakt, dem Militärbündnis der sozialistischen Bruderstaaten. Während die NATO sich mit ihren Jeeps und schicken Uniformen brüstete, hatte die NVA … nun ja, Trabis. Aber hey, die waren wenigstens sparsam! Der Warschauer Pakt war das, was passiert, wenn sich mehrere sozialistische Staaten zusammentun und sagen: „Lasst uns mal gemeinsam gegen den Kapitalismus ankämpfen – aber bitte ohne zu viel Aufsehen.“

Dienstzeit – Von wegen „nur mal kurz zum Bund“

Wer in der DDR männlich und gesund war, hatte ein Date mit der NVA. Die Wehrpflicht dauerte offiziell 18 Monate – es sei denn, man landete bei den Grenztruppen oder in Spezialbereichen, dann zog sich das Ganze auf 3 Jahre. Und wer partout keine Lust hatte, konnte den sogenannten „Dienst ohne Waffe“ ableisten – eine Art sozialistischer Ersatzdienst, allerdings fast so angenehm wie ein Aufenthalt in Sibirien.

18 Monate lang durften die jungen Männer also der DDR ihre Fähigkeiten im Strammstehen, Marschieren und Kaffee kochen perfektionieren. Die Grundausbildung für die 18-monatigen dauerte etwa vier Wochen – vier Wochen, in denen man lernte, dass ein Gewehr schwer ist, der Drill anstrengend ist und man besser nicht fragt, warum die Stiefel immer so unbequem sind. Die Ausbildung – Vom Zivilisten zum Gleichschrittkünstler Panzerfahrer, Funker oder Fallschirmjäger – jeder bekam seinen Platz in der großen sozialistischen Kampfmaschine.

 Natürlich gab es die Grundausbildung auch für Längerdienende… In den ersten sechs Monaten lernten diese die Basics: salutieren, exerzieren, im Gleichschritt marschieren, seine Knöpfe auf Hochglanz polieren und im Ernstfall mit der Kalaschnikow umgehen, so lange war die Grundausbildung der Dreijährig dienenden. Danach folgte die Spezialausbildung – je nach Truppenzugehörigkeit. Hey, immerhin gab es danach die Chance, in einer der vielen Waffengattungen zu dienen: Panzertruppen, Artillerie, Luftstreitkräfte, Marine – die NVA hatte alles, außer vielleicht genug Benzin für ihre Fahrzeuge.

Die Grundlagen der Ausbildung: Sozialismus, Sozialismus und noch mehr Sozialismus

 

Die Ausbildung war nicht nur militärisch, nein, sie war auch ideologisch. Man lernte nicht nur, wie man ein Gewehr auseinandernimmt, sondern auch, warum der Sozialismus die einzig wahre Antwort auf alle Lebensfragen ist. Und falls du dachtest, du könntest dich vor dem Dienst drücken – na ja, das war schwierig. Die NVA war nicht gerade bekannt für ihre Nachsicht. Wer nicht wollte, wurde schnell zum „Bausoldaten“ – einer Art pazifistischem Hilfssheriff, der statt mit der Waffe mit dem Spaten kämpfte.

Die NVA war in drei Hauptteile gegliedert:

             Landstreitkräfte: Die größte Fraktion mit Infanterie, Panzern und Artillerie. Wer hier landete, bekam das volle Paket aus Sturmgewehr, Schützengraben und viel Dreck.

             Luftstreitkräfte/Luftverteidigung: Die DDR hatte tatsächlich eine respektable Luftwaffe – mit sowjetischen MIGs und Piloten, die bereit waren, den Luftraum der sozialistischen Bruderländer zu verteidigen.

             Volksmarine: Kleine, aber feine Marine, die hauptsächlich in der Ostsee herumkurvte – mit einer Flotte, die im Ernstfall sicher heldenhaft untergegangen wäre.

 

Die NVA war nicht nur für Paraden und Marschmusik gut. Sie stand auch in einigen historischen Momenten in Alarmbereitschaft. Zum Beispiel während der Kubakrise 1962, als die Welt kurz davor war, in einem nuklearen Inferno unterzugehen. Oder während des Prager Frühlings 1968, als die DDR-Truppen bereitstanden, um ihren „sozialistischen Brüdern“ in der Tschechoslowakei zu „helfen“ – was glücklicherweise nicht nötig war. Und dann war da noch die Zeit des NATO-Doppelbeschlusses in den 80ern, als die NVA sich fragte: „Was, wenn die jetzt wirklich angreifen? Haben wir genug Ersatzteile für unsere Panzer?“

1980 brodelt es in Polen. Die Gewerkschaft Solidarność, angeführt von dem charismatischen Lech Wałęsa, fordert mehr Rechte und Freiheiten. Die polnische Regierung schwankt, und die Sowjetunion beobachtet die Lage mit Argusaugen. Die Frage, die alle umtreibt: Wird der Warschauer Pakt eingreifen, um die sozialistische Ordnung wiederherzustellen – so wie 1968 in der Tschechoslowakei?

Die NVA steht in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Truppen werden mobilisiert, die Panzer gewartet, und die Offiziere bereiten sich auf einen möglichen Einsatz vor. Doch dann passiert etwas, das niemand so richtig erwartet hatte: Die Sowjetunion zögert. Und die DDR-Führung unter Erich Honecker, sonst nicht gerade bekannt für Zurückhaltung, entscheidet sich ebenfalls, nicht einzugreifen. Warum? Weil die Welt eine andere ist als 1968. Der Westen beobachtet, die Medien sind allgegenwärtig, und ein militärischer Einsatz könnte einen Flächenbrand entfachen.

Die NVA-Soldaten, die sich vielleicht schon auf einen „Einsatz zur Verteidigung des Sozialismus“ gefreut hatten, durften stattdessen weiter Kaffee kochen und Stiefel putzen. Ein Glück für Polen – und ein Glück für die NVA, die so nicht in die unrühmliche Rolle des „Brudervolks-Besänftigers“ schlüpfen musste.

Ich jedenfalls war damals sehr froh, war ich doch genau zu dieser Zeit bei der NVA und schlief mit der Makarov unter dem Kopfkissen, alle hatten ihre Waffen schon bei sich ausgehändigt mit Munition, das war höchste Alarmbereitschaft und ich weiß wie heute, dass ich eine Riesenangst hatte. Eine Pistole hatte ich übrigens, weil ich als Sanitäter ausgebildet war und wir trugen Pistole statt Maschinengewehr, Kalaschnikov, manchmal dachte ich, bestimmt praktischer für einen Gnadenschuss. Nein, im Ernst, praktischer, für den Fall, dass man Verletzte ins Hinterland abschleppen müsste, dann wäre Maschinengewehr und Verletzter auf dem Rücken zu viel. Das war die offizielle Begründung.

Kommen wir zum Jahr 1989. Die DDR steht am Abgrund. Tausende Menschen fliehen über Ungarn in den Westen, und die, die bleiben, gehen auf die Straße. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig, Dresden und anderen Städten werden zum Symbol des friedlichen Protests. „Wir sind das Volk!“ skandieren die Menschen – und die DDR-Führung weiß nicht so recht, wie sie reagieren soll.

 

Die NVA steht erneut bereit. Die Truppen sind in Alarmbereitschaft, die Kasernen sind voll, und die Panzer rollen durch die Straßen – zumindest in der Theorie. Doch diesmal ist die Situation anders. Die Demonstranten sind keine „feindlichen Agenten“, wie die Propaganda behauptet, sondern eigene Bürger. Und die NVA-Soldaten? Viele von ihnen sind jung, unsicher und haben keine Lust, auf ihre eigenen Landsleute zu schießen.

 

Die Führung der DDR zögert. Soll sie den Befehl geben, die Demonstrationen gewaltsam aufzulösen? Die Erinnerung an das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in China ist noch frisch, und die Welt schaut zu. Am Ende entscheidet sich die DDR-Führung gegen einen Einsatz der NVA. Stattdessen ziehen sich die Truppen zurück, und die Montagsdemonstrationen werden zum Katalysator für die friedliche Revolution.

 

 

Und nun noch einige wirklich spannende Fakten, Ihr werdet staunen:

Wusstet Ihr, dass die NVA eine der am besten ausgebildeten Armeen des Warschauer Pakts war? Oder dass sie eine eigene Marine hatte, die zwar nicht besonders groß war, aber immerhin ein paar Schiffe hatte, die schwimmen konnten? Und dann war da noch die Tatsache, dass die NVA-Soldaten oft in zivilen Betrieben arbeiteten, um die Wirtschaft zu unterstützen – weil nichts sagt „sozialistische Brüderlichkeit“ wie ein Panzerfahrer, der plötzlich in einer Schuhfabrik steht.

Wusstet ihr, dass die NVA eng mit der Stasi zusammenarbeitete? Die Staatssicherheit hatte sogar eigene Einheiten innerhalb der Armee, um „staatsfeindliche Umtriebe“ zu unterbinden. Man nannte diese meist überfreundlichen Horcher Verbindungsoffiziere oder VNuller, als ob man das O als Null las. Diese VNuller tauchten immer ganz unerwartet auf, standen wie Gespenster aus dem Nichts plötzlich im Zimmer und versuchten sich freundschaftlich zu unterhalten. Jeder war natürlich sofort auf der Hut, denn jedes Wort musste nun genau überlegt sein. Ein bisschen wie Big Brother in Uniform.

Neben der NVA gab es noch die Kampfgruppen – eine Art paramilitärische Miliz, die im Ernstfall die „revolutionäre Ordnung“ aufrechterhalten sollte. Die meisten Mitglieder waren jedoch eher mit dem Organisieren von Betriebsausflügen beschäftigt als mit militärischen Übungen.

 

Nach der Wende wurde die NVA aufgelöst, und ihre Ausrüstung wurde teilweise an die Bundeswehr übergeben. Viele ehemalige NVA-Soldaten fanden sich plötzlich in einer völlig neuen Welt wieder – ohne sozialistische Ideologie, aber mit vielen Geschichten zu erzählen.

Die NVA war eine Armee, die in einer Zeit des Kalten Krieges existierte, in der die Welt ständig am Rande des Abgrunds balancierte. Sie war stolz, diszipliniert und manchmal ein bisschen skurril.

Die NVA war eine Armee, die für den Ernstfall gegen den Westen trainiert wurde – doch als der Ernstfall im eigenen Land eintrat, versagte sie. Nicht wegen mangelnder Ausbildung oder Ausrüstung, sondern weil die Soldaten am Ende auch nur Menschen waren. Menschen, die erkannten, dass sie nicht gegen ihr eigenes Volk kämpfen wollten.

Aber hey, sie hat ihren Job gemacht – und das mit dem Charme, den nur eine sozialistische Armee haben kann. Also, liebe Podcast-Hörer, das nächste Mal, wenn ihr einen Trabi seht, denkt daran: Das könnte ein ehemaliger NVA-Offizier sein, der immer noch träumt von den Tagen, als er stolz im Dienst der DDR stand.

Die NVA war eine Armee, die streng, diszipliniert und gut ausgebildet war – aber am Ende half alles Marschieren nichts: Als die Mauer fiel, hatte sich auch ihre Daseinsberechtigung erledigt. Ihre Soldaten wurden entlassen, ihre Ausrüstung verschachert – und übrig blieb nur die Erinnerung an eine Armee, die zum Glück nie zum Einsatz kam.

Die Geschichte der NVA in diesen turbulenten Zeiten ist eine Geschichte von Zögern, Zurückhaltung und letztlich auch von Menschlichkeit. Und das, liebe Podcast-Hörer, ist vielleicht die größte Überraschung von allen.

 

Was hat das nun alles mit Hilde Kalweit zu tun, werdet ihr euch fragen, jaaaa … in einer Geschichte in der Herr Weber etwas aus seiner Jugend erzählt, geht es um die NVA. Wie ihr wisst, weilt Hilde gerade bei Ihrem Nachbarn, Herr Weber, um das Unmögliche mit seiner Modelleisenbahn zu klären, sie trinken Kaffee und essen Kuchen oder so ähnlich und Herr Weber erzählt aus seiner Jugend eine beeindruckende Geschichte aus seiner Zeit bei der NVA, woraus ihr jetzt einen Ausschnitt hören könnt.

 

Ansonsten: Bis zum nächsten Mal, wenn wir wieder in die skurrilen Ecken der Geschichte eintauchen. Tschüss und denkt dran: Manchmal ist die größte Stärke einer Armee nicht ihre Feuerkraft, sondern ihre Fähigkeit, nicht zu schießen. Und: Im Sozialismus gibt es kein „Ich“, nur „Wir“ – und manchmal auch keine Bananen.

https://creators.spotify.com/pod/show/bernd-kleber4/episodes/Mitgehangen---mitgefangen-e308eat

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